>> Entscheidungsfindung

Unterscheidung

Der Inhalt dieser Seiten ist registrierten Nutzer:innen vorbehalten.
Wenn Sie bereits für GCL-Esprit registriert sind, loggen Sie sich bitte ein. Andernfalls können Sie sich über das Formular auf der Startseite (unten) registrieren.

Anmelden
   
Übungen für Einzelne

Innere Stimmen und Stimmungen unterscheiden

Bei einer wichtigen Entscheidung mit den Alternativen „schwanger gehen“:

Anstatt innerlich ständig zwischen den Möglichkeiten und ihrem Für und Wider hin- und her zu springen, zunächst einige Zeit (einige Tage, bei großen Entscheidungen vielleicht sogar einige Wochen) mit einer Möglichkeiten umgehen.
Welche Gedanken stellen sich beim Blick auf diese Möglichkeit ein?
Welche Gefühle werden geweckt?
Gibt es ein Grundgefühl, eine Grundstimmung, wenn ich mit dieser Möglichkeit „schwanger gehe“?
Träume ich nachts Bilder oder Träume, in denen sich mir Unbewusstes erschließt?
Notizen am Ende des Tages helfen, die Erfahrungen festzuhalten.

Danach mit der zweiten (oder ggf. auch dritten/vierten) Möglichkeit entsprechend umgehen.

Am Ende vergleichen, was sich gezeigt hat und schauen, ob eine Entscheidungsrichtung deutlich wird.

Unterscheidungskriterien

Woran kann ich erkennen, ob mich eine Entscheidung in eine gute Richtung führt?

Kriterien für die Unterscheidung sind in der ignatianschen Spiritualität „Trost“ und „Frucht“.

„Trost“ meint eine Richtung, in der in mir Glaube, Vertrauen, Hoffnung, Liebe wachsen können. Nicht immer muss das gleichbedeutend sein mit dem einfacheren oder bequemeren Weg. Es geht um ein tieferes Gefühl von Stimmigkeit, Sinnhaftigkeit und innerem Frieden.

Das Kriterium der „Frucht“ bezieht sich auf die anderen Menschen. Wie wirkt sich eine Entscheidung auf andere aus – in meinem Lebensumfeld oder auch in der Ferne? Werden durch diese Entscheidung Beziehung und Gemeinschaft gestiftet, Frieden und Gerechtigkeit unterstützt, das Wohl anderer gefördert?

magis

Das lateinische Wort „magis“ = mehr zählt zu den Grundworten ignatianischer Spiritualität. Wir sollen wählen, was zu einem Mehr an Liebe, Vertrauen, Hoffnung, Gerechtigkeit, Gemeinschaft führt – in unserem eigenen Leben und im Leben anderer Menschen.

Das Prinzip des magis bewahrt davor, sich mit dem Status quo abzufinden und sich im Leben zu sehr einzurichten. Es wäre aber falsch verstanden, wenn das Mehr zur Überforderung oder permanenten Unzufrieden führt. Es gehört also die Unterscheidung dazu, was das rechte Maß des „Mehr“ ist. Ignatius kennt auch die „Versuchung im Gewand des Guten“ (!).

Was mich leitet

Unser Handeln und unsere Entscheidungen werden in hohem Maß von Werten bestimmt, die für uns eine Bedeutung haben. Mit dieser Übung können Sie Ihren persönlichen Wertevorstellungen auf die Spur kommen.

  1. Sie brauchen einen Stift und 10 kleine Zettel.
  2. Überlegen Sie, welche Werte für Sie in Ihrem Leben eine Bedeutung haben und schreiben Sie 10 Werte auf die Zettel.
  3. Ordnen Sie die Werte in einer absteigenden Reihenfolge – der wichtigste ganz oben.
  4. Überlegen Sie, was in Ihrem Leben dazu geführt hat, dass Sie diese Wertehierarchie haben.
  5. Bei welchen Entscheidungen haben diese Werte eine – evtl. verborgene – Rolle gespielt?
    Waren Entscheidungen von anderen Werten gelenkt, die nicht auf den Zetteln stehen?
  6. Am Ende: Würden Sie jetzt – nach diesem Rückblick – die Reihenfolge ändern?
    Sollen bestimmte Werte in Zukunft ein höheres Gewicht bekommen?
Übungen für Gruppen

Ein Austausch über die persönlichen Wertvorstellungen (die bei Entscheidungen oft mit Zielvorstellungen korrespondieren) kann viel zum gegenseitigen Verständnis beitragen und eine Konsensfindung erleichtern.

Jedes Gruppenmitglied hat 10 kleine Zettel. Die Übung wird Schritt für Schritt (nacheinander) angeleitet.

  • Schreiben Sie auf jeden Zettel einen Wert, der für Ihr Leben von Bedeutung ist.
  • Ordnen Sie die Zettel in einer absteigenden Reihenfolge – der wichtigste Wert ganz oben.
  • Überlegen Sie, warum die beiden obersten Werte an dieser Stelle stehen.
  • Erzählen Sie sich reihum, welche beiden Werte bei Ihnen an oberster Stelle stehen und warum.
  • Abschlussrunde: Was ist Ihnen durch diese Übung bewusst geworden – von sich, von der Gruppe?
Bibel / Gebet / Weisheit

Bibel

Psalm 27,11 – Weise mir, HERR, deinen Weg, leite mich auf ebener Bahn wegen meiner Feinde!

1 Könige 3,9 – Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht! Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?

1 Korinther 12,8-9 – Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem anderen durch denselben Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, … einem anderen die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, …

Gebet

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr, US-amerikanischer Theologe (Quelle: wikipedia.org)

Weisheit

Hermann Hesse, Chinesische Parabel >download

Was sagt Ignatius dazu?

Wenn man nicht alle nach Jesus Christus unseres Herrn spätere Prophezeiungen leugnen kann, so darf man auch nicht allen Glauben schenken, die behaupten, ein Prophet zu sein.

Brief an Francisco de Borja Juli 1549


Man kann auf so viele Weisen das Falsche für wahr halten.

Brief an Francisco de Borja Juli 1549


Der Feind kümmert sich nicht darum, ob er Wahrheit oder Lüge spricht, sondern nur, dass er siege.

Brief an Teresa Rejadell vom 18.6.1536


Nicht alles, was gut scheint, ist gut.

Brief an Diego Cazador vom 12.2.1536

Literatur

Stefan KIECHLE, Sich entscheiden. Echter-Verlag Würzburg

Lukas NIEDERNBERGER, Am liebsten beides – wie man gute Entscheidungen trifft, Patmos Verlag 2013

Willi LAMBERT, Aus Liebe zur Wirklichkeit. Grundworte Ignatianischer Spiritualität, Mainz 2008

FILM: Zwei Tage, eine NachtBeschreibung >download