Wer nichts hören will, kann auch nichts fühlen.
Zwischenmenschliche Kommunikation lebt wesentlich vom Zuhören und aufeinander Hören. Doch Hören ist nicht gleich Hören. In der Seelsorge oder der Gesprächstherapie wird von „aktivem Zuhören“ gesprochen: Ich wende mich meinem Gegenüber aufmerksam zu ohne das, was er*sie sagt zu (be)werten. Ich versuche mich einzufühlen und quasi „von innen“, aus seiner*ihrer Perspektive zu verstehen, was er*sie ausdrücken will. Dabei trete ich selbst für die Dauer des Zuhörens innerlich zurück, stelle eigene Gedanken und Gefühle hinten an und bin ganz Ohr für die*den andere*n.
Hören ist also nicht nur eine Fähigkeit unserer Ohren. Es ist vielmehr eine Grundhaltung, die von innen kommt. „Gib mir ein hörendes Herz“ lautet schon die Gebetsbitte König Salomons im Alten Testament (1 Kön 3,9).
Wirkliches Hören – Hinhören, Zuhören und aufeinander Hören – verleiht Gesprächen und Besprechungen eine neue Qualität. Das gilt im Besonderen für Entscheidungsprozesse. Wenn im „Dreischritt“ ignatianischer Spiritualität HÖREN – UNTERSCHEIDEN – ANTWORTEN der erste Schritt im Hören besteht, kommt darin die fundamentale Bedeutung dieser Grundhaltung zum Ausdruck.